Fachbereichsbibliothek Osteuropäische Geschichte und Slawistik
Seit der Gründung des „Seminars für osteuropäische Geschichte” (=Instituts für Osteuropäische Geschichte) im Jahr 1907, bei der die wertvolle Bibliothek des russischen Historikers Vasilij Alekseevič Bil’basov (1838–1904) die Grundausstattung bildete, ist es ein besonderes Anliegen, ganz gezielt die historisch-wissenschaftliche Literatur zur Geschichte Osteuropas auch in den entsprechenden Landessprachen zu sammeln und anzubieten.
Den Grundstock der heutigen Bibliothek bilden drei Privatbibliotheken: Im November 1906 wurde die erwähnte Büchersammlung von Bil’basov um die Summe von 40.000 Kronen erworben. Das Geld für den Ankauf der etwa 10.000 Bände umfassende Bibliothek stiftete Franz de Paula Prinz von und zu Liechtenstein (1853–1938) aus seiner Privatschatulle und stellte es dem Ministerium für Kultur und Unterricht als Käufer zu Verfügung. Die zweite, Anfang 1910 erworbene Sammlung entstammte der Bibliothek der polnischen Adelsfamilie Jodko. Unter den rund 5.000 Bänden befanden sich zahlreiche Drucke aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert. 1919 konnte mit dem Erwerb der privaten Bibliothek des ehemaligen Vorstands des Seminars für osteuropäische Geschichte, Konstantin Jireček (1854–1918), eine Sammlung von wichtigen Publikationen zur südosteuropäischen Geschichte älterer tschechischer Werke angeschafft werden. Eine große Anzahl von Büchern spendeten vor dem Ersten Weltkrieg mehrere private Gönner, in erster Linie weiterhin der Stifter und somit Gründer des Seminars, Franz Liechtenstein, sowie öffentliche Institutionen des In- und Auslandes. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Bibliothek zu einer einzigartigen Forschungsstätte entwickelt.
Das UOG 1975 trennte organisatorisch sowohl die Bil'basov-Gründungsbibliothek wie auch den übrigen Bibliotheksbestand des Instituts vom Institut und unterstellte sie der Universitätsbibliothek als Fachbibliothek. Mit der Übersiedlung des Instituts und seines Bibliotheksbestandes von der Liebiggasse auf den Universitätscampus 1998 wurde auch die räumliche Trennung vollzogen. 2004 wurde die Fachbibliothek Osteuropäische Geschichte mit der Fachbibliothek Zeitgeschichte zur organisatorischen Einheit Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte und Osteuropäische Geschichte zusammengefasst. 2013 schließlich wurden die Fachbereichsbibliotheken für Osteuropäische Geschichte und Slawistik fusioniert. Sowohl die kriegsbedingten Ereignisse des 20. Jahrhunderts als auch die organisatorisch-rechtlichen wie auch die personalbedingten Zusammenlegungen erschweren es heute, die Bestände der drei Privatbibliotheken zu rekonstruieren und verhindern es etwa, die Bil'basov-Gründungsbibliothek als lieu de mémoire oder als Mnemotop der Osteuropäischen Geschichte an der Universität Wien gelten zu lassen.