GASTVORTRAG Die UdSSR und der KSZE-Prozess: Wechselwirkungen und Folgen

Dr. Yuliya von Saal (Universität München)

Donnerstag, 14. Juni 2018
17 Uhr s.t.,  im Hörsaal des IOG

Einladung

Als die Sowjetunion 1975 in Helsinki die KSZE-Schlussakte unterzeichnete, war sie sich ihres Erfolgs sicher: Moskau feierte die erreichten Vereinbarungen bei den vertrauensbildenden Maßnahmen sowie in der wirtschaftlichen und technischen Zusammenarbeit, hielt die eingegangenen bürgerrechtlichen Verpflichtungen dagegen für nebensächlich und beherrschbar. Doch die sowjetische Euphorie über die Ergebnisse der Konferenz erwies sich schon bald als trügerisch. Der Kreml unterschätzte die Sprenghaft der menschenrechtlichen Normen und geriet langfristig in einen beständig wachsenden Zugzwang der Demokratisierung. Während der Perestrojka von Michail Gorbačev wurden die Interdependenzen zwischen der sowjetischen KSZE-Politik und dem innenpolitischen Wandel der Sowjetunion besonders virulent: Die KSZE und ihre Prinzipien wurden zum Instrument und Argument nicht nur der gesellschaftlichen Gruppen, sondern auch der Reformer innerhalb des Systems.